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1988

Brigitte Hedwig über Schulschwimmen in den 50ern 

Meine Familie war schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schwimmbegeistert. Meine Mutter und ihre vier Geschwister (geboren zwischen 1913 und 1925) konnten alle schwimmen. Meine jüngste Tante (Margarete Uhe, geboren 1925) erzählte mir öfter, dass sie das Totenkopfabzeichen (30 Minuten Schwimmen) besaß und von meinem Vater (geboren 1911 und gefallen im Mai 1944) besitze ich noch eine Urkunde über 3.000 Meter Schwimmen. So wurde auch ich (geboren 1943) – in den frühen Nachkriegsjahren – mangels Hallenbades in Bochum bäuchlings ins Wasser der damaligen Badeanstalt (Ruhrinsel Dahlhausen) gehalten. 

Während meiner vierjährigen Volksschulzeit am Imbuschplatz/Stadtmitte besuchten wir einmal das alte Schulschwimmbad – einige 100 Meter entfernt – im Keller der Evangelischen Volksschule (graue Beckenwände, ca. 50/60 cm tiefes Becken in meiner Erinnerung). So war es ein großes Glück für mich, dass ich, als ich 1953 zur Hildegardisschule (damals Mädchenlyzeum) wechselte, schon bald über mehrere Jahre bei der sehr engagierten jungen Sportlehrerin Mia Kaup Schwimmunterricht bekam – im neu eröffneten Hallenbad. So kamen wir zum Freischwimmer und zum Grundschein der DLRG. Zunächst übten wir im Nichtschwimmerteil des Bades (durch Querleine abgeteilt). Auch Trockenübungen liegend auf den gekachelten Wärmestufen, die sich die komplette lange Fensterseite entlang streckten, wurden gemacht und erste Schwimmversuche im ,Tiefen’ mit Hilfe einer langen Angel (Angel = lange Stange mit einem großen Ring am Ende, die jeweils an der Längsseite des Beckens angebracht war). Mit diesem Gerät zog uns Frau Kaup vom Beckenrand aus die Längsseite des tiefen Beckens entlang. (Übrigens: Eine Lehrerin betreute die 43 Schülerinnen unserer Klasse.) Mit ihrem unermüdlichen Engagement brachte Frau Kaup einer ganzen Generation von Schülerinnen das Schwimmen bei und verbrachte ihre Freizeit, indem sie Sportkurse für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren in verschiedenen Vereinen und der Volkshochschule anbot.

Für das Schulschwimmen waren ein paar Meter (ein 1-Meter-Brett gehörte dazu) parallel zur Längsseite des Beckens mit einem Seil abgetrennt, der größte Teil des Beckens war für das öffentliche Schwimmen freigegeben. (Das ältere Bad hatte zwei 1-Meter-Bretter, zwei 3-Meter-Bretter und einen 5-Meter-Turm; dass es ein zweites Becken hinter der kurzen Steinwand gab, haben wir nicht gewusst.)

Später – in den 70er und 80er Jahren – inzwischen war ich Sonderschullehrerin – fand das Schulschwimmen im (wärmeren?) später erbauten angrenzenden Becken (durch eine große – meist geöffnete Tür – abgetrennt) statt. Dieses hatte zusätzlich einen 7 1/2-Meter-Sprungturm. (Einmal bekamen mein Mann, ebenfalls Sonderschullehrer, und ich einen großen Schrecken, als einer unserer Schüler mit Anlauf vom 7 1/2-Meter-Turm einen Kopfsprung machte und der im Wasser gespannten Trennleine extrem nahe kam – selbst der Bademeister wurde blass; auch er hat es für absolut unmöglich gehalten, dass jemand so weit springen könnte.)

Wenn wir in den 50er Jahren mal nicht mitschwimmen konnten, durften wir dem Treiben im Wasser von der Tribüne (an der Längsseite des Bades über Duschen und Kabinen angebracht und mehrmals für Landes- und Bundeswettkämpfe benutzt) zuschauen.

Zu unserer großen Freude (so viel Taschengeld hatten wir immer dabei) gönnten wir uns als Schülerinnen nach dem Schwimmen immer ein Erdbeer- oder Bananen-Shake in der Milchbar, die vom Eingangsbereich links über eine Art Wendeltreppe erreichbar war.

Damals schrecklich fand ich, dass Mia Kaup jedes Mal die Kaltdusche an den Treppen zum Nichtschwimmerteil des Beckens aufdrehte, unter die wir beim Betreten des Beckens hindurch mussten. Unter ihrem gestrengen Blick musste so manche Schülerin – wegen nicht genügend sauberer Füße – sich nochmals zum Nachreinigen begeben.

Wie entsetzt waren wir, dass das Stadtbad dann Ende der 80er Jahre geschlossen und später abgerissen wurde, obwohl mehr als die notwendigen 24.000 Gegenstimmen zusammengekommen waren. (Begründung: es hätten die notwendigen Geburtsdaten gefehlt.)

Anmerkung: Das ,Alte Stadtbad’ war ein langgezogener – nicht sehr hoher gelblicher Bau, bei dem sich links vom Eingang ein Friseurgeschäft befand und rechts ein Geschäft für Schilder und Stempel und Hut Müller (der Prominente aus der ganzen Welt ,behutete’) und dessen Auslagen wir als Teenager durchaus begutachteten. 

Außerdem gab es im Stadtbad in den 50er Jahren eine Abteilung mit Badewannen-Kabinen, denn viele Altbauwohnungen hatten noch kein Bad. Auch meine Mutter hat mit mir einmal ein solches Ticket (für eine Stunde?) gebucht, um meine Neugierde zu befriedigen.

Später – in der 90er Jahren – als die Umkleidekabinen zu kleinen Wohnungen für Spätaussiedler umgebaut waren, habe ich dort einmal eine Familie besucht – im Rahmen der Betreuung ihres Schulkindes.

Viele Bochumer bedauern noch heute, dass das so günstig gelegene Stadtbad von der Stadt aufgegeben wurde. (Man konnte günstig Arztbesuche/Schwimmen und Einkaufen verbinden.) Seit dem Abriss ist Schwimmen meist mit großem Zeitaufwand (Bussen/Bahnen) verbunden und Schulschwimmen – wenn überhaupt – findet über das Schulamt mittels angemieteter Busse – statt – außerdem benutzen zeitgleich mehrere Schulen und Badegäste das Becken (zum Beispiel im Uni-Bad).

Der oben stehende Text ist:

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Ein Bericht von Brigitte Hedwig über Schulschwimmen in den 50ern.

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