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Archiv des Bäderwesen (WasserWelten Bochum)

01.10.

1948

Verabschiedung des Neuordnungs-plans I

Als erste Großstadt in NRW verabschiedete Bochum eine konkrete Vision des zukünftigen Bochums.

Eines der wichtigsten Projekte war das Stadtbad Bochum, das die gestalterischen Besonderheiten vorbildlich umsetzte.

Doch wie genau wurde das Bochumer Stadtbad konzipiert und warum sprachen – so die WAZ 1989 – „Architekten von China bis zur britischen Insel [...] einhellig von einem ,Meisterwerk’“?

17.12

1952

Eröffnung des ersten Bauabschnitts

Nach knapp eineinhalb Jahren Bauzeit wurde die erste Schwimmhalle des Stadtbads eröffnet, die über unzählige Innovationen – wie eine elektrische Start- und Zeitmessanlage – verfügte

Die Reaktion der Bochumer Gesellschaft war mit bis zu 3.000 Badegästen pro Tag ziemlich eindeutig. 

Auch auf nationaler Ebene wurde das Stadtbad mit Großveranstaltungen wie den Deutschen Hallen-Schwimmmeisterschaften 1953 gewürdigt.

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Pressestelle der Stadt Bochum

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Pressestelle der Stadt Bochum

15.03.

1954

Eröffnung des zweiten Bauabschnitts

Das Stadtbad Bochum wurde fertiggestellt und eröffnet. Im vorherigen Jahr waren bereits über eine halbe Millionen Menschen im Stadtbad schwimmen gegangen. Von diesem Tag an waren nun auch die umfangreichen Gesundheitsbäder geöffnet.

17.12.

1962

10 Jahre Jubiläum

Zwar gab es zum Geburtstag des Stadtbads keine besonderen Feierlichkeiten, aber viele Lokalzeitungen nutzten den Anlass, um auf die bisherige Erfolgsgeschichte des Stadtbads zurückzublicken. So schrieb beispielsweise die Westfälische Rundschau: „Wie segensreich sich diese Einrichtung auf die Gesunderhaltung der Bochumer Gesellschaft auswirkte, läßt sich am besten aus den hohen Besucherzahlen erkennen. In den abgelaufenen zehn Jahren haben nämlich rund 7.210.000 Personen das Stadtbad besucht.“

Bereits jetzt war das Stadtbad Bochum für die Bochumer Gesellschaft mehr als nur ein Hallenbad.

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Pressestelle der Stadt Bochum

1954-

1988

"Normaler" Badebetrieb

Doch für das Stadtbad gab es natürlich nicht nur ,besondere' Tage wie Eröffnungen oder Jubiläen, sondern auch einfach ganz normale Badetage. Schwimmmeister Frank Breßa gibt uns in dem nebenstehenden Video einen Einblick in den Alltag eines Azubis im Stadtbad

Ein Schwimmbad besteht aber natürlich nicht nur aus Schwimmmeister:innen; der zahlenmäßig größere Teil sind die Besucher:innen und Schwimmer:innen. Wolfgang Hoinko gibt uns in dem unten verlinkten Text einen sehr anschaulichen Eindruck, wie es war, im Stadtbad schwimmen zu gehen. Außerdem gibt er Einblicke in das Schulschwimmen der 60er Jahre.

Das Stadtbad hatte eine zentrale Bedeutung für das Schulschwimmen in Bochum. Die östliche, zweite Halle wurde tagsüber ausschließlich für den Schwimmunterricht verwendet. Brigitte Hedwig beschreibt, wie es war, in den 50er Jahren Schwimmunterricht im Stadtbad zu haben und berichtet ein wenig über den Unterricht in den 80er Jahren.

Wie sich Deutschland und die Gesellschaft in den kommenden Jahren verändert hat, hat sich auch das Schulschwimmen verändert. Ralf Hetzler erzählt über den Unterricht im Stadtbad in den 70er Jahren. Unterrichtet wurde er von einer Bochumer Schimmerlegende – von dem olympischen Bronzemedaillen-Gewinner in Mexiko Michael "Mike" Holthaus.

Weitere Geschichten kann man hier finden:

Schwimmmester Frank Breßa über den Alltag eines Azubis im Stadtbad

1988

Kampf um den Erhalt des Stadtbads

Als Stadtbaurat Ahuis einen möglichen Abriss des Stadtbads ankündigte, waren die Bochumer entsetzt. Innerhalb kürzester Zeit wurden fast 13.000 Unterschriften für den Erhalt des Stadtbads gesammelt, besondere Aktionen wie ein Terassencafé wurden durchgeführt oder eine Großdemo mit etwa 12.000 Teilnehmern wurde veranstaltet. 

Doch vergeblich: Der Rat der Stadt Bochum schloss das Stadtbad zum 30.09.1988. Die Bürgerinnen und Bürger ließen sich davon allerdings nicht unterkriegen, denn eines stand fest: Der Kampf um das Stadtbad hatte gerade erst begonnen.

Der langjährige SPD-Fraktionschef Heinz Hossiep erläutert in einem Interview, warum das Stadtbad geschlossen wurde und schildert seine Sicht auf das weitere Vorgehen:

Dr. Hans H. Hanke über den gesamten Kampf von 1988 bis 1998:

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Westfälisches Amt für Denkmalpflege

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Pressestelle der Stadt Bochum

19.12.

1989

Einzug von Aus- und Umsiedlern

Aus Mangel an adäquaten Unterkünften zogen erstmals Spätaussiedler in das Stadtbad. Viele Bochumer sahen diese Notlösung nicht als Lösung an: „[Die] Unterbringung von Menschen in Bädern bleibt ein Sprung ins kalte Wasser", schrieb Rudi Kellerhoff im Bochumer Anzeiger und fuhr fort: „Ein Bett im Hallenbad, so spritzig die Idee auch ist, kann nur ein kurzes, nicht aber ein stabiles Sprungbrett für das neue Leben vieler in Freiheit sein.“

Auch für die Bewohner des Stadtbads waren die Unterkünfte in einer „2,20 x 1,80-Meter-Zelle“, so die WAZ im Januar 1990, alles andere als optimal. In demselben Artikel wird beispielsweise Beate Schrimp zitiert: „Kein Auge zugemacht, immer brannte das Licht. Der Raum ist nicht abschließbar und hat keine Steckdose.“ Die folgenden Worte von Gunter Jeschke – veröffentlicht in der WAZ im Juli 1990 – geben einen traurigen Einblick in das Leben im Stadtbad: „In der Wanne habe ich meine Habseligkeiten, über dem Rand baue ich abends mein Bett.“

Dies ist eine etwas andere Art, wie das Stadtbad Gesellschaft machte.

(Links ein Bild von ,luxuriöseren' Betten im Stadtbad)

11.04.

1990

Eintrag des Stadtbads in die Denkmalliste

Nach mehreren Jahren harter Arbeit erreichten die Bochumer Bürger:innen einen Teilerfolg: Das Bochumer Stadtbad wurde durch Städtebauminister Zöpel unter Denkmalschutz gestellt. 

Doch der Weg dahin war – wie bei so vielen der schließungsbedingten Entscheidungen – alles andere als gradlinig.

In einem Gespräch erläutert der ehemalige zuständige Minister Prof. Dr. Zöpel die Denkmalwürdigkeit des Stadtbads und stellt dabei besonders die Bedeutung für die Bochumer Gesellschaft heraus:

Dr. Hans H. Hanke über den gesamten Kampf von 1988 bis 1998:

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Sammlung Hans H. Hanke

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Cover: bospect. Das Magazin für die Bochumer Kulturszene (Sammlung Hans H. Hanke)

1990-

1995

Vom Ideenwettbewerb zur Abriss-Planung

In den kommenden Jahren ist viel rund um das Stadtbad geschehen: Die Bochumer Bürger:innen wollten und konnten ihr Stadtbad noch nicht aufgeben. 

Nach einem erfolgreichen Ideenwettbewerb mit mehreren vielversprechenden Ergebnissen fand die Stadt keinen geeigneten Investor. Daraufhin wurde ein Wirtschaftlichkeitsgutachten in Auftrag gegeben, das jegliche Hoffnungen der Interessengemeinschaft Bochumer Bäder zerstörte. Trotzdem wurde weitergekämpft.

1995 wurden Pläne über die "Stadtloggia" bekannt, die das Stadtbad durch unter anderem einen Großkino-Komplex

ersetzen sollte. 

Am Ende des Jahres kam es dann sogar zu einem wahren Skandal, der "Bordell-Affäre" um die "Stadtloggia".

Dr. Hans H. Hanke über den gesamten Kampf von 1988 bis 1998:

1995-

1996

Bürgerbegehren

Für das Stadtbad gingen die Zeiten turbulent weiter. Ende 1995 entschieden sich Dr. Hans H. Hanke und Ruth Fricke Matzdorf dazu, ein Bürgerbegehren ins Leben zu rufen – nur wenige Wochen, nachdem dies erstmals möglich war. Viele Bochumer:innen setzten sich für ihr Stadtbad ein und sammelten – trotz eisigem Wetter – fleißig Unterschriften und trafen auf sehr positives Feedback. Innerhalb kürzester Zeit unterschrieben 44.000 Bochumer:innen das Bürgerbegehren mit der Frage: „Sind Sie für einen denkmalfreundlichen Umbau des zentralen Stadtbades an der Massenbergstraße unter Erhaltung eines Schwimmbeckens für Gesundheit, Sport und Freizeit?“

Stolz konnten die Vertreter:innen des Bürgerbegehrens die große Unterstützung ihrer Mitbürger:innen am 21.03.1996 dem Oberbürgermeister zeigen, als sie die Unterschriftenlisten feierlich übergaben.

Dr. Hans H. Hanke über den gesamten Kampf von 1988 bis 1998:

Pressestelle der Stadt Bochum

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Pressestelle der Stadt Bochum

25.11.

1998

Abriss

Doch am Ende hat nicht einmal das erste Bürgerbegehren in einer NRW-Großstadt das Stadtbad retten können. In einer neuentstanden Arbeitsgruppe mit Vertreter:innen des Bürgerbegehrens und der Stadt entschieden sich die Schwimmer:innen, für den Abriss des Stadtbads zu stimmen, denn sie erhielten von dem neuen Investor ein neues Schwimmbad. Der Denkmalwert des Stadtbads – die Bedeutung eines meisterschaftsfähigen Schwimmbads in einer kriegszerstörten Stadt – blieb dabei außen vor. 

Dr. Hans H. Hanke würdigte das Stadtbad Bochum mit einer Auktion, bei der viele Bochumer:innen sich ein Erinnerungsstück an ihr Stadtbad ersteigerten. 

Obwohl das Gebäude heute nicht mehr steht, erinnern sich viele Bochumer:innen immer noch an schöne Momente im Stadtbad.

Dr. Hans H. Hanke über den gesamten Kampf von 1988 bis 1998:

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Die oben stehenden Texte beruhen auf:

„Stadtbad fand in aller Welt Anerkennung“. In: Westfälische Rundschau (17.12.1962).

 

„Über 7 Millionen besuchten in zehn Jahren das Stadtbad“. In: Ruhr-Nachrichten Bochum (17.12.1962).

 

„,Wie ein Märchen aus 1001 Nacht’“. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Bochum (17.12.1962).

„Aus- und Übersiedler ziehen ins Stadtbad“. In: Ruhr-Nachrichten Bochum (15.12.1989).

 

Kellerhoff, Rudi: „Bett am Becken“. In: Bochumer Anzeiger (11.12.1989).

 

„DDR-Übersiedlerin im Stadtbad: Nachts kein Auge zugemacht“. In: WAZ (04.01.1990).

 

Szabo, Yvonne: „DDR-Übersiedler schläft schon seit Januar auf der Badewanne“. In: WAZ (11.07.1990).

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