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1948

Verabschiedung des Neuordnungsplans I

Neuordnungsplan I

Am 01.10.1948 wurde in Bochum – und damit erstmals in einer NRW-Großstadt – ein Plan zum Wiederaufbau der Innenstadt, der sogenannte Neuordnungsplan I, verabschiedet, der das Bochumer Stadtbild der folgenden Jahrzehnte maßgeblich bestimmen sollte. Dr. Hans H. Hanke, Wissenschaftlicher Referent am Landesamt für Denkmalpflege Westfalen und Lehrbeauftragter an der Ruhr-Universität Bochum, weist darauf hin, dass der Neuordnungsplan I in der 2020 erlassenen Gestaltungssatzung Bochum wieder große Beachtung findet. Im Rahmen des Neuordnungsplans war das Stadtbad Bochum, so Hanke, ein Leitprojekt. 

Anders als andere Wiederaufbaupläne deutscher Städte wurde mit dem Neuordnungsplan I nicht nur ein konkreter Plan zur „Wiederherstellung des Verkehrssystems“ (Hanke, 1992, S. 1) beschlossen, sondern auch ein „umfassendes Konzept für die Funktion, die Erschließung und die Gestaltung des innerstädtischen Gebietes“ (Hanke, 1992, S. 2). Clemens Massenberg – der damalige Leiter der Bochumer Bauverwaltung – beschrieb die Ziele dieses Plans am 23.05.1948 in einem Bericht bezüglich des Standes der Bochumer Stadtplanung in der außerordentlichen Stadtverordnetensitzung wie folgt:     

Die Aufgabe des Städtebaues erschöpft sich ja nicht darin, die Fassade, Einzeleindrücke, idyllische Motive oder irgendwelche verblüffende Effekte auszuarbeiten, es kommt auf die Durchbildung des Gesamtraumes an, der von dem organisierenden Gemeinschaftsgeist der ganzen Bevölkerung beseelt ist – es muß ein Gemeinschaftskunstwerk entstehen.

(Massenberg, 1947)

Der Neuordnungsplan I ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Hanke urteilt: „Die Tatsache, daß es gelang, dieses in sich sehr geschlossene Konzept, das im Neuordnungsplan Ausdruck fand, bis 1959 im wesentlichen unverändert durchzusetzen, es also nicht bei bloßen Absichtserklärungen und dem Bau von Teilstücken blieb, stellt eine bedeutende Leistung dar“ (Hanke, 1992, S. 57). Nicht zuletzt auf Grund dieser Stringenz wird in Bochum häufig von dem „Mythos Massenberg“ (Hanke, 1992, S. 11) gesprochen.

 

Die Umsetzung des Neuordnungsplans I im Stadtbad Bochum

Das Stadtbad Bochum sollte eine „moderne und repräsentative Architektur“ in das „neue Bochum“ (Hanke, 1992, S. 62) nach dem Ideal des Neuordnungsplans I bringen. Deswegen entschieden sich das Planungsamt, das Hochbauamt und das Bäderamt für eine progressive Stahlbetonskelett-Bauweise, die die neuen Ideen nach Bochum bringen sollten. Doch nicht nur von außen wurde auf Fortschritt gesetzt, auch innen wies das Stadtbad eine moderne Ausstattung auf: mit 1.200 Zuschauerplätzen auf einer Tribüne und den Beckenumgängen, Aufzeichnungs- und Übertragungsmöglichkeiten für Film und Rundfunk, zwei nebeneinanderliegenden Schwimmhallen mit versenkbaren Glastrennwänden und jeweils einem 15 x 25 m großen Becken, zwei begrünten Innenhöfen, welche von den Schwimmhallen und der Eingangshalle betretbar waren, sieben Ladenlokalen, Saunen und einer Milchbar im Obergeschoss war das Stadtbad nicht nur Austragungsort der „deutschen Schwimmmeisterschaften“, sondern zählte jahrelang zu einem der „modernsten Hallenbäder Europas“ (Bochum historisch, 2012, S. 38).

Das Stadtbad wurde in der Nähe des neuen Bahnhofs errichtet und war das erste Gebäude in diesem Bereich, das nach dem Neuordnungsplan I gebaut wurde. Über die Lage des Stadtbads sagte Baudezernent Clemens Massenberg bei der Eröffnung des ersten Bauabschnitts am 17.12.1952: 

Man sollte die Badeanstalt bewußt als bedeutende öffentliche Anstalt in den Mittelpunkt der Stadt legen. Hier liegt das Bad im Gebiet des größten Verkehrszusammenflusses, das die Nahverkehrsmittel aus allen Richtungen berühren. Für die Besucher und die große Zahl der Beschäftigten in der Innenstadt ist das Bad hier am schnellsten zu Fuß zu erreichen.

(Massenberg, 1952, S. 6)

Das Stadtbad sollte also ein zentraler Treffpunkt für das „neue Bochum“ werden und durch seine moderne Ausstattung die Bochumer Innenstadt überregional bekannt machen. Dadurch erhoffte man sich eine wirtschaftliche Förderung der Innenstadt.

Betrachtet man die Architektur des Stadtbads genauer, so lassen sich vier wiederkehrende Gestaltungsmerkmale erkennen: eine auffällige, geometrische Fassade, ein – auf die Massenbergstraße bezogener – Wechsel aus niedrigen und hohen Gebäuden und ein Eindruck von Transparenz. All diese Merkmale sollten die moderne Architektur des Stadtbads unterstreichen und, da das Stadtbad im Einklang mit allen Gebäuden in der Innenstadt geplant wurde, es perfekt in das „Gemeinschaftskunstwerk“ (Massenberg, 1947) Bochumer Innenstadt einfügen.

Die Fassade des Gebäudes war insoweit auffällig, als dass sie sich aus 14 gleich großen Wandflächen, welche abermals in vier weitere Felder unterteilt waren, zusammensetzte. Dabei war ein Wechsel aus Glas- und Mauerelementen erkennbar. Besonders die Ladenlokalzeile lockerte die Fassade auf und machte aus einem normalen Schwimmbad eine Attraktion für die ganze Bevölkerung.

Für die Massenbergstraße wurde im Rahmen des Neuordnungsplans I vorgesehen, dass durch die Abwechslung niedriger und hoher Gebäude die Bochumer Innenstadt einladend wirkte. Dieses Konzept verwirklichte auch das zweistöckige Stadtbad – besonders im Vergleich zum benachbarten neunstöckigen Verwaltungsgebäude Statdtwerke Bochum.

Außerdem ließ sich ein immer wieder aufkommender Eindruck von Transparenz erkennen. Das begann bei dem Windfang aus Glas, der mit dem vorwiegend in weiß gehaltenen Eingangsbereich und der Kombination aus Glas und Licht den Eingang transparent wirken ließ. Auch die großen Schaufenster der Ladenlokale verstärkten diesen Eindruck und insbesondere der Neon-Schriftzug „Stadtbad“ ließ das Gebäude hell wirken. Durch vollverglaste Wände zwischen dem Innenhof, der Eingangshalle und der Schwimmhalle wurde ein Blick vom Eingangsbereich bis in die Schwimmhalle ermöglicht und auch in der Schwimmhalle spiegelte sich das Glas wider, nämlich in den versenkbaren Glastrennwänden zwischen den beiden Schwimmbecken.

Bereits bevor man das Stadtbad Bochum erstmals betreten konnte, noch bevor Wasser in einem der beiden Becken war, hatte das Stadtbad schon eine immense Bedeutung für die Bochumer Innenstadt: Als „Prototyp der ,Architektur der Fünfziger’“ (Hanke, 1992, S. 64) war es das Vorzeigeobjekt der Stadt Bochum und ließ sich auf zahlreichen Postkarten wiederfinden, denn mit dem Stadtbad wurde gezeigt, dass Bochum trotz großer Zerstörung bald wieder neu erstrahlen würde.

Der oben stehende Text beruht auf:

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Hanke, Hans H.: Architektur und Stadtplanung im Wiederaufbau: Bochum 1944-1960. Bonn: Habelt, 1992. (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen; Bd. 22).                

 

sowie auf Korrespondenz mit Herrn Dr. Hanke

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Boebers-Süßmann, Jürgen: Bochum historisch. Orte und Originale der Stadtgeschichte. Essen: Klartext Verlag, 22017.

 

Massenberg, Clemens: „Bau- und maschinentechnische Einrichtung. Zur Eröffnung des 1. Bauabschnittes des neuen Hallenbades am 17. Dezember 1952“. In: BoBau 1/1952.

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Ferner wurden folgende Quellen hinzugezogen, die ggf. explizit genannt werden:

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Stadt Bochum: Gestaltungshandbuch. Innenstadt Bochum. Bochum, 2020. <https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W2BUDHL4371BOCMDE/$File/2020_10_29_Gestaltungshandbuch.pdf>, abgerufen am 08.02.2021

 

Massenberg, Clemens: „Der Stand der Bochumer Stadtplanung. Bericht in der außerordentlichen Stadtverordnetensitzung am 23. Mai“. In: Bochumer Heimatbuch. (Vereinigung für Heimatkunde Bochum e.V., Bd. 8, 1985) <1947https://www.kortumgesellschaft.de/id-8-heimatbuch-1985-der-stand-der-bochumer-stadtplanung.html>, abgerufen am 01.02.2021

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Quellen der oben stehenden Fotos:

Weitere Informationen durch

Anklicken der Fotos.

Pressestelle der Stadt Bochum

Foto Hans H. Hanke

Sammlung Hans H. Hanke

WasserWelten Bochum

Archiv des Bäderwesens

Bildschirmfoto 2021-02-08 um 14.58.38.pn

Archiv des Badewesens (WasswerWelten Bochum)

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