1954
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Eröffnung des zweiten Bauabschnitts
Eröffnung des zweiten Bauabschnitts
Der zweite Bauabschnitt des Stadtbades wurde am 15.03.1954 eröffnet. Mit der zweiten Schwimmhalle hat „Bochums größtes Nachkriegsprojekt für die Volksgesundheit […] eine Abrundung erhalten, die – das kann ohne übertriebenen Lokalpatriotismus behauptet werden – das Gesamtwerk erst in seinem wirklichen Glanze und Werte erscheinen läßt“, so beschrieb es der Bochumer Anzeiger am nächsten Tag.
Beide Bauabschnitte waren nun vollendet und das Stadtbad konnte in seiner ganzen, erstaunlichen Pracht strahlen. Doch nicht nur in Bezug auf seine ästhetische Seite wurde das Stadtbad durch die zweite Schwimmhalle vollendet; auch die umfangreichen Funktionen des Stadtbades waren nun vollständig ausgebaut und konnten für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Dazu gehörte einerseits eine Vergrößerung und Verbesserung der bestehenden Möglichkeiten des Stadtbads für den öffentlichen Badeverkehr. Diese war auch angebracht, denn in dem vorherigen Jahr, in dem die erste Schwimmhalle bereits geöffnet war, hatte das Stadtbad schon über eine halbe Millionen Badegäste. Diese große Anzahl an Besuchern verdeutlicht, wie schnell das Stadtbad zu einer Bochumer Institution geworden war, die aus dem Stadtbad nicht mehr wegzudenken war. Durch unter anderem die verbesserten Umkleide- und Reinigungsräume und das zweite Becken konnten nun 900 Badegäste zeitgleich im Stadtbad schwimmen gehen. Andererseits wurden durch die Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts auch die Möglichkeiten für professionellen Wassersport verbessert: mit dem 7,50 Meter hohen Sprungturm und dem tieferen Becken mit einer Beckentiefe von 4,50 Meter, welches „damit für Wasserballspiele ideal ist“, kann „ das Bochumer Stadtbad in Zukunft mit einem Sportbetrieb von weit mehr als nur regionaler Bedeutung rechnen“, so der Bochumer Anzeiger. Außerdem hatte auch das zweite Becken laut der Bochumer Morgenpost eine „elektrische Start- und Zeitmeßanlage und eine Lichtanzeigetafel zur Übertragung der Wettkampfergebnisse“ bekommen, die das Stadtbad für Schwimmwettkämpfe überregional beliebt machten.
Obwohl diese Besonderheiten das Stadtbad einzigartig machten und ihrer Zeit voraus waren, wurde das Stadtbad auch für seine sehr große Sauna- und Gesundheitsbäder-Abteilung gelobt. Zu dieser Abteilung gehörten verschiedene Bereiche: „Empfangsraum, großer Ruheraum mit 51 Umkleideschränken und 17 Ruhebetten, kleiner Ruheraum mit 12 Ruhebetten, Vorreinigungsraum mit Sitz-, Fuß- und Körperduschen, Fußpflegeraum, medizinisches Bad, Bestrahlungs- und Gymnastikraum, Duschraum, Warm- und Heißluftraum, Dampfbad, Massageraum, Kalt- und Warmwassertauchbecken mit vorgelegtem Kneipp’schen Tretbecken und Sauna“ – so die Bochumer Morgenpost. Diese lange Auflistung der verschiedenen Bereiche des Gesundheitsbäder-Teils führt einem die schiere Größe des gesamten Stadtbad-Komplexes vor Augen. Und das war nur der Teil, der von der Öffentlichkeit gesehen wurde; der Zeitzeuge Herr Breßa, der einen Teil seiner Ausbildung zum Bademeister dort absolvierte, berichtet, dass das Stadtbad zusätzlich noch über eine eigene Werkstatt, in der Reparaturen am Stadtbad durchgeführt wurden und sogar Ersatzteile selbst hergestellt wurden, über eine eigene Wäscherei und eine Bügelstube verfügte. Zudem waren selbst in den 1980er Jahren noch drei Masseure im Stadtbad festangestellt.
Das Stadtbad besaß in allen Bereichen eine hervorragende Technik, die ihrer Zeit voraus war. Selbst Schwimmbäder, die 40 Jahre später geöffnet wurden, hatten laut Herrn Breßa vom Grundsatz her die gleiche Technik wie das Stadtbad. Ein Beispiel, das die technische Innovation des Stadtbads betont, war die elektronische Signalanage der Gesundheitsbäder, die die Sicherheit der Badegäste erhöhen sollte. Zog ein Badegast an dem Not-Zugschalter, so ertönte ein Hupensignal und im Massageraum leuchtete die Nummer des betreffenden Bades auf.
Das Stadtbad Bochum hatte bereits in den Wochen nach der Eröffnung große Beliebtheit – nicht nur bei Bochumer Badegästen, sondern auch bei deutschlandweiten, professionellen Sportlern – erlangt. So kündigte der Bochumer Anzeiger am 16.03.1954 die folgenden Ereignisse an: „an diesem Wochenende [findet] ein norddeutscher Springlehrgang“ statt, „am 19. März [folgt] ein Kursus mit 170 Sportlehrern“ und „[a]m Mittwoch der kommenden Woche wird ein Punktspiel der Deutschen Meisterschaft zwischen Duisburg 98 und Rote Erde Hamm ausgetragen“. Außerdem werde am 24. März eine „größere Schwimmveranstaltung“ ausgetragen, am 10. und 11. April werde ein Wochenlehrgang für die deutschen Wasserballnationalspieler durchgeführt und wenig später finde ein Spitzenlehrgang für die deutschen Springer im Stadtbad Bochum statt. Ferner wurde bei der Verleihung der Medaille des Deutschen Sauna-Bundes an Bochums Oberbürgermeister Heinemann durch den Präsidenten des Deutschen Sauna-Bundes Herrn Dr. Mallwitz angekündigt, dass 150 Ärzte nach Bochum kommen würden, um die Bodeneinrichtung zu studieren. Das Versprechen einer überregionalen Attraktivität konnte also direkt in den ersten Wochen nach der Eröffnung des zweiten Bauabschnitts eingelöst werden.
Die Bochumer Morgenpost urteilte: „Die Eröffnung der zweiten Schwimmhalle und der Gesundheitsbäder ist ein bedeutsames Ereignis in der Geschichte des Wiederaufbaues unserer Stadt. Zum Wohl der Allgemeinheit wurde in verhältnismäßig kurzer Zeit ein Werk vollendet, das nicht alleine den Bedürfnissen der Gesundheit und den Interessen des Sports dient, sondern den Namen Bochums weit über seine Grenzen hinaus bekannt macht.“ Bochum konnte mit Recht stolz auf sein Stadtbad sein.
Der oben stehende Text beruht auf:
„Bäder bauen heißt Krankenhäuser sparen“. In: Bochumer Anzeiger (16.03.1954).
„Bochum vollendete Neubau des Stadtbades. Zweite Halle und Gesundheitsbad ihrer Bestimmung übergeben“. In: Bochumer Morgenpost (16.03.1954).
Pressestelle der Stadt Bochum
Ich verspreche, diese Einrichtung so zu hegen und zu pflegen, daß sie stets ein Gesundbrunnen ist und bleibt.
Stadtrat Habbe
Bochum hat in der Spitzenleistung einen Rekord geschlagen. Dieses Hallenbad ist einmalig in der gesamten Bundesrepublik.
Dr. Bispllinghoff, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen