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1988

1998

Interview mit dem langjährigen SPD-Fraktionschef Heinz Hossiep über das Stadtbad und das Bürgerbegehren

Guten Tag Herr Hossiep. 

 

Heinz Hossiep: Guten Tag Herr Lueg.

 

Danke, dass Sie sich bereit erklärt haben, uns etwas über das Stadtbad Bochum zu erzählen. Sie waren jahrelang Fraktionschef der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bochum und prägten so die Bochumer Kommunalpolitik und den Wandel der Montanstadt Bochum zu einer modernen Metropole nachhaltig. 1987 kamen Gerüchte auf, dass das Stadtbad Bochum geschlossen werden sollte. Anfang 1988 wurden diese dann konkreter und Stimmen wurden in Bochum laut, die forderten, dass das Stadtbad weiter betrieben werden sollte. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass die Stadt plante, das Stadtbad in der Innenstadt zu schließen?

 

Hossiep: Solche Entscheidungen hängen fast immer mit wirtschaftlichen Dingen zusammen. Die Überlegungen zum Schließen des Stadtbades gingen einher mit wirtschaftlich zunehmenden Schwierigkeiten im städtischen Etat. Und bei der Überlegung, alles auf den Prüfstand zu stellen und zu sparen, stand plötzlich das Stadtbad auch im Mittelpunkt der Überlegungen. Hinzu kam, dass an dieser Stelle Investoren nachhaltiges Interesse hatten, ein Objekt zu errichten, mit dem Ziel, natürlich wirtschaftlichen Erfolg zu haben, aber auch, um – aus unserer Sicht – mehr Bürger in die City zu kriegen. Das Stadtbad war zu jener Zeit nicht sonderlich stark besucht, ganz im Gegenteil, die Besucherzahlen nahmen ständig ab, sodass von daher die Überlegung immer deutlicher wurde, auf das Stadtbad sollten wir verzichten. 

 

Viele Bochumerinnen und Bochumer sowie Politiker hielten das Stadtbad für denkmalwürdig und setzten sich für dessen Denkmalschutz ein. Warum hielten Sie und die Stadt Bochum weiterhin an den Plänen zur Schließung des Bads fest?

 

Hossiep: Also das muss ich Ihnen sagen, der eine sieht das so, der andere so. Ich habe dieses Gebäude nie als ein Denkmal gesehen, ganz im Gegenteil, ich habe es als überhaupt nicht sonderlich attraktiv gesehen, sodass es mir relativ leicht gefallen ist, die Entscheidung für mich zu treffen, mit Denkmal ist da nichts. Das – wie gesagt – kann man auch anders sehen, das muss ich konzedieren. Die Mehrheit hat das so gesehen, wie ich es gesehen habe.

 

Dann kam es allerdings 1990 zu einer Meinungsverschiedenheit der unteren, städtischen Denkmalbehörde mit der oberen Denkmalbehörde, denn 1990 wurde das Stadtbad schließlich von Herrn Minister Zöpel unter Denkmalschutz gestellt. Wie haben Sie diese Entscheidung wahrgenommen?

 

Hossiep: Wir haben diese Entscheidung, die der Minister getroffen hat, zur Kenntnis nehmen müssen. Es war nicht unsere Kompetenz, das abzulehnen. Es gibt ja bei diesen Fragen auch einige Überlegungen, ob man ein Denkmal nicht trotzdem dann aufgibt. Herr Zöpel hat das so entschieden. Herr Zöpel war und ist Bochumer – das muss man wissen. Diese Entscheidung haben die meisten von uns etwas zähneknirschend angenommen.

 

Als sich später die Debatten über das Stadtbad häuften, haben Sie laut verschiedener Zeitungen immer wieder betont, dass der Denkmalschutz die sinnvolle Verwendung des Stadtbadgebäudes

und -geländes, die sie eben schon angesprochen haben, verhinderte. Was waren Ihre Gründe für diese Meinung? Hätte man nicht auch einen denkmalfreundlichen Weg finden können?

 

Hossiep: Das hätte man auch, natürlich. Man hätte jedoch nicht diesen wirtschaftlichen Erfolg gehabt, das muss man sagen. Und zu Anfang, als die Diskussion dann da war, war auch die Problemhaftigkeit nicht so deutlich, dass doch eine ganze Menge Bochumerinnen und Bochumer mit ihrem Herzen am Stadtbad hingen, sodass hinterher mit einem Male, als diese Diskussion immer deutlicher wurde, auch zum Teil etwas aggressiver wurde, plötzlich die ganze Entwicklung eine Wendung bekam, indem wir mit den Protestierenden zusammen gearbeitet haben. Dies ist ein Vorgang, der ist aus der Historie – meine ich – bemerkenswert. Es ist uns gelungen, eine gemeinsame vernünftige Gesprächsebene zu finden. Die ja letztlich dann darin mündete, dass es uns – was ursprünglich überhaupt nicht vorgesehen war – gelang, in den Neubau ein verkleinertes und verändertes Stadtbad unterzubringen. Leider war es nur möglich, das für zehn Jahre zu machen, aber immerhin.

 

Jetzt hatten sie es ja selbst angesprochen, dass das Interesse bei den Bochumer Bürgerinnen und Bürgern so groß war, dass es dann auch zum ersten Bürgerbegehren in einer NRW-Großstadt kam. Trotzdem wurde das Stadtbad dann schließlich abgerissen, obwohl in der Frage des Bürgerbegehrens auch nach dem Denkmalschutz gefragt wurde und nicht nur nach dieser rein schwimmsportlichen Seite. War das neue Schwimmbad dann eine Art Kompromiss zwischen Bürgerbegehren und der Stadt Bochum? Wie wichtig war in diesem Zusammenhang die Errichtung eines neuen Schwimmbads an der gleichen Stelle?

 

Hossiep: Wir waren recht glücklich, dass es uns Stadtvertretern gelungen ist, dieses Schwimmbad in dem neuen Gebäude unterzubringen. Es war ein schwieriges Unterfangen mit dem neuen Investor, das hinzukriegen. Aber es ist gelungen und daran hat auch die Verwaltung ihren gehörigen positiven Anteil – das muss man zugestehen. Die Damen waren relativ zufrieden. Sie müssen wissen, insbesondere die Damen waren die Protestierer. Die haben mich in jeder Veranstaltung, die ich irgendwo machen musste und das waren in der Woche einige, quasi fast verfolgt und mich daraufhin angesprochen. Ich hatte meine Meinung und die hatten ihre Meinung. Wir haben dann geguckt, was können wir übereinander bringen und gemeinsam machen. Ich war für Abriss, die Damen waren für Erhalt. Wenn aber Abriss, dann solle mindestens eine Art Ersatz entstehen. Das Gebäude wurde abgerissen und der Ersatz entstand. Und ich finde: Dieser Vorgang, zu einer Zeit, in der Bürgerbegehren, Bürgeraktivitäten noch nicht so ausgeprägt waren wie heute, war das schon ein bemerkenswerter Vorgang.

 

Abschließend noch eine letzte Frage: Das Stadtbad wurde 1998 nach einem zehn Jahre andauernden Kampf der Bochumer Bürgerinnen und Bürger abgerissen. Wie stehen Sie heute, mehr als 20 Jahre danach, zu diesem Abriss?

 

Hossiep: Das kann ich relativ gut sagen, weil ich auch heute noch die Dinge in der Stadt Bochum mit großem Interesse verfolge. Sie haben damals insgesamt – das war aber der Zeitgeist – viel zu viel abgerissen, das vorweg. Das gilt in den Ortsteilen für manches Gebäude, für manche alte Kneipe. Das Stadtbad abzureißen, dazu stehe ich heute noch. Das Gebäude, das da entstanden ist, das ich nicht geplant habe und das ich nicht begutachten konnte, das ist keine Auszeichung für diese Stadt, aber das ist dann wieder eine andere Frage. Aber zu dem Abriss stehe ich heute noch.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Der oben stehende Text ist:

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Ein Interview mit dem langjährigem SPD-Fraktionschef Heinz Hossiep über das Stadtbad und das Bürgerbegehren

Interview: Alexander Lueg

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