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Erschütterung macht sich breit über die Entscheidung der Stadt zugunsten des Entwurfes von Häusser-Bau, der nun wirklich alles andere als schön ist. Was zu kommen scheint, ist kalte Kommerzarchitektur, gleichgültig, wie man damit leben muß. Die finanzielle Sicherung durch Läden und Büros mutet an wie ein Scherz: in Blickweite stehen Büroflächen leer, im neuen Sparkassengebäude wie auch im Kortum-Haus entstehen Verkaufsflächen - es besteht schon jetzt ein Überangebot. Sprachlos macht der Umgang mit dem Denkmalschutz: Das tapfere Durchhalten der Bürgerinitiative wird mit Nichtachtung gestraft. Wessen Interessen wird Rechnung getragen? 

 

Martina Reith-Pascher

zitiert nach: „Tapfere Bürger“. In: WAZ (24.05.1997).

Herr Dr. Hans H. Hanke berichtet über die gesamte Zeit des Kampfes um den Erhalt des Stadtbads von 1988 bis 1998.

ACHTUNG: Spoileralarm!

(Inhalt wird vorweg gegriffen)

Abriss

44.000 Unterschriften könnte man nicht einfach so ignorieren, dachten sicherlich die meisten der Unterzeichnenden, als sie im vorherigen Jahr auf die Frage: „Sind Sie für einen denkmalfreundlichen Umbau des zentralen Stadtbades an der Massenbergstraße unter Erhaltung eines Schwimmbeckens für Gesundheit, Sport und Freizeit?“ geantwortet haben. Ende 1996 sah es auch danach aus: Bereits zwei Investoren meldeten sich bei der Stadt, deren Vorschläge geprüft werden würden. 

 

Mitte 1997 wurden die Pläne dann konkreter: 

Der erste mögliche Investor war die Firma Valomed Medizintechnik, die ein Gesundheits-, Sport- und Fitnesszentrum mit einer Schwimmhalle bauen wollte. Die Anforderungen des Denkmalschutzes wären bei diesem Projekt erfüllt. Auch Gastronomie, Läden, Büros und Praxen sowie eine Klinik wären in dem Projekt mit einbegriffen. Es wäre eine „Ayurweda-Klinik geplant, bei der eine indische ganzheitliche Heilmethode praktiziert werden soll“ – so die WAZ. Auch eine Diskothek und betreutes Wohnen würden mit Vallomed ermöglicht.

Der zweite Vorschlag war von der Investorengruppe Häusser-Bau/Lückhoff GmbH, die für den Abriss des Stadtbads plädierten. Sie planten ein Großbau-Projekt, das mit 11,5 Mio DM mehr als doppelt so teuer wie das Vallomed-Projekt (43,7 Mio DM) war. Konkret stellten sie sich ein zweigeschossiges Ladenzentrum, ein dreigeschossiges Wohn- und Bürohaus und einen elfstöckigen Büroturm vor. Ein Neubau eines kleineren Sportbeckens mit sechs Bahnen mit jeweils 25 Metern Länge, einem Fitnessbereich und Kinderbecken würde auch in die Planung mit einbezogen werden.

Beide Vorschläge sollten erst einmal in den Ratsfraktionen und mit der Bäderinitiative durchgesprochen werden, bevor eine Entscheidung getroffen würde.

 

Das Bürgerbegehren bevorzugte – man erinnere sich auch an die Fragestellung, die Denkmalschutz mit Schwimmsport kombinierte – natürlich den Vallomed-Vorschlag. Sprecher Dr. Hans H. Hanke betonte: „Es fehlt der grundsätzliche Nachweis, daß es unwirtschaftlich ist, im Denkmal Stadtbad zu planen“, so die WAZ. Für Häusser-Bau sollte denkmalkonformes Bauen eigentlich kein Problem sein, immerhin würden sie bereits in anderen denkmalgeschützten Gebäuden – wie zum Beispiel dem Torhaus 11 an der Alleestraße oder dem Konsumverein Wohlfahrt an der Königsallee – bauen. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt wurde eine drohende „Leerstandsruine“, die die „nächste Schließung des Bades programmiert“ – so die WAZ weiter – befürchtet – und man sollte später Recht behalten. Auch die FDP prognostizierte laut den Ruhr Nachrichten, dass das Stadtbad „bei der konkreten Planung […] bald wegen Unrentabilität dem Rotstift zum Opfer [falle].“ Betrachtet man die heutige Situation in der Häusser-Bau Immobilie ohne Stadtbad und mit vielen Leerständen, wirkt die Entscheidung der Stadt gleich noch grotesker. Vallomed hingegen würde für sichere Arbeitsplätze sorgen, so die WAZ.

So schlug das Bürgerbegehren vor, mit beiden Investoren ein gemeinsames, denkmalkonformes Projekt auszuhandeln und forderte eine Sicherung des künftigen Bestands des Stadtbads.

 

Doch alles erwies sich als hoffnungslos. Am 28.06.1997 stimmte der Haupt- und Finanzausschuss für das Häusser-Bau Projekt, gegen das Stadtbad und für den Abriss. Diese Entscheidung wäre tags zuvor in der Arbeitsgruppe aus Vertretern des Rats und dem Bürgerbegehren getroffen worden. Ruth Fricke-Matzdorf begründete diese Entscheidung damit, dass das Bürgerbegehren zwar sowohl Denkmalschutz als auch Schwimmbad forderte, aber der eigentliche Schwerpunkt auf der Schwimmerseite lag.

 

In einem Brief an den Hauptausschuss erklärte Dr. Hans H. Hanke den Standpunkt der Kortum-Gesellschaft: 

 

Der anstehende Entschluß, das Stadtbad abzureißen, wird von uns nicht mitgetragen. Bochum verliert ein Baudenkmal, dessen hohe Bedeutung unbestreitbar ist. Eine sehr große Zahl von Bürgern hat sich im Bürgerbegehren für ein Schwimmen in genau diesem Gebäude oder aber für seine Erhaltung auch ohne “Wasser“ eingesetzt. Das Projekt der Firma Vallomed ist im wesentlichen denkmalgerecht und verspricht nach einigen Verbesserungen auch wirtschaftlich zu sein. Wir sehen damit den Beweis als erbracht an, daß eine denkmalgerechte Erhaltung des Bades möglich wäre.

 

Doch die Verwirklichung dieses Projektes könnte nur gelingen, wenn alle Zuständigen in dieser Stadt vom Wert des Stadtbades als Baudenkmal überzeugt wären. Und das ist trotz unseres 10jährigen Einsatzes für dieses Ziel nicht der Fall.

[…]

Die Kortum-Gesellschaft Bochum nimmt den Abriß des Stadtbades hin, beurteilt ihn aber nachdrücklich als falsch. 

[…]

 

Letztlich sollte man aus der langwierigen Diskussion um die Erhaltung des Stadtbades immerhin die Lehre ziehen, daß der Umgang mit den wichtigen Bauten der 50er Jahre geändert werden muß. Wir schlagen darum vor, die Denkmalliste der Stadt Bochum nunmehr in die Zeit bis 1960 fortzuschreiben und als Grundlage die in der Stadtverwaltung Bochum erarbeitete Liste der bemerkenswerten Bauten dieser Epoche zu verwenden. Unsere Mitarbeit bieten wir an.


So sehr wir also auch den Verlust des Baudenkmals bedauern, insgesamt betrachten wir das Bürgerbegehren als Erfolg: Zwei Investoren sind gefunden worden und es wird wohl wieder ein Schwimmbad in der Stadtmitte geben. Diese Lösung war jahrelang nicht denkbar und wäre ohne den gemeinsamen Einsatz von historisch und sportlich interessierten Bürgern im Bürgerbegehren niemals Wirklichkeit geworden. Es ist bewiesen worden, daß der Denkmalschutz eine breite Zustimmung bei den Bochumer Bürgern findet. Außerdem ist mit dem durch die Fraktionen initiierten “Arbeitskreis Stadtbad“ eine Form der Diskussion gefunden worden, die nach unserer Überzeugung das politische Klima verbessert hat.

 

Das Ende des Stadtbads war gekommen. Niemand konnte den Abriss des geliebten Bads verhindern – noch nicht einmal ein Bürgerbegehren mit 44.000 Unterstützern. 

Um dem Stadtbad einen würdigen – unvermeidbaren – Abschied zu bieten, veranstaltete man am 14.03.1998 ein Abschiedsfest, über das die WAZ wie folgt berichtete: „Als sich die stilechte 50er-Jahre-Tür um 16 Uhr öffnete, schob und drängelte das Schwimmvolk wie zum Schlußverkauf - und ein solcher war es ja auch fast. […] All die alten Schätzchen aus besseren Zeiten kamen unter den Hammer: Uhrenstempel für die Eintrittskarten, Schilder, Lampen und Schränke.“

„Die Unikate wie Buchstaben oder eine komplette Büroeinrichtung gehen an das Stadtarchiv, in der Hoffnung, sie irgendwann in einem noch zu bauenden Stadtgeschichts-Museum ausstellen zu können“, so berichteten die Ruhr Nachrichten.

Rund 1.500 Bochumer:innen besuchten die Veranstaltung, um ein Erinnerungsstück an das Stadtbad zu ergattern oder sich einfach nur zu verabschieden. Bei den Auktionen kam ein Reinerlös von 6.000 DM für die Restaurierung einer Egon-Becker-Leuchte der Heinrich-Böll-Gesamtschule zusammen. Es wäre auch noch mehr versteigerbar gewesen, aber es fehlten die Kapazitäten, so Hanke gegenüber der WAZ.

 

Am 25.11.1998 war es so weit und einer der drei Abrissbagger begann mit dem Abriss und die bemerkenswerte Geschichte des Bochumer Stadtbads nahm ein trauriges Ende. Betrachtet man die heutige Situation in der Häusser-Bau Immobilie ohne Stadtbad und mit vielen Leerständen, wirkt die Entscheidung der Stadt gleich noch grotesker. Das Stadtbad Bochum wird aber für immer in den Herzen der Bochumer:innen bleiben.

Heinz Hossiep erklärt, warum er als langjähriger SPD-Fraktionschef von dieser Lösung überzeugt war:

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Pressestele der Stadt Bochum

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Gleichgültig welches Projekt sich durchsetzt, wollen wir eine Garantie, daß das Bad bis Mitte 1999 eröffnet wird und sein zukünftiger Bestand gesichert ist. [...] Wir wollen ein Stadtbad, das den Bürgern geöffnet ist und in dem bezahlbare Eintrittspreise verlangt werden.

Dr. Hans H. Hanke, Sprecher des Bürgerbegehrens

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Es macht keinen Sinn, noch zwei Jahre weiterzumachen und danach ist das Denkmal trotzdem weg.

Dr. Hans H. Hanke, Sprecher des Bürgerbegehrens

Herr Dr. Hans H. Hanke berichtet über die gesamte Zeit des Kampfes um den Erhalt des Stadtbads von 1988 bis 1998.

ACHTUNG: Spoileralarm!

(Inhalt wird vorweg gegriffen)

Interview Dr. Hanke
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Brief ohne Betreff. An: Hauptausschuß der Stadt Bochum. Von: Dr. Hans H. Hanke. Kortum-Gesellschaft (28.05.1997).

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Der oben stehende Text beruht auf:

„Schon zwei Investoren für das Stadtbad“. In: WAZ (19.09.1996).

 

„Zwei Ideen für ein Bad in der Innenstadt“. In: Ruhr-Nachrichten (14.05.1997).

 

„Investoren legen Pläne für Schwimmbad in der City vor“. In: WAZ (14.05.1997).

 

„Investor plant Fitness-Zentrum“. In: WAZ (15.05.1997).

 

„Bürgerbegehren: Für Bad gemeinsames Projekt“. In: WAZ (22.05.1997).

 

„Stadtbad-Eintritt muß erschwinglich bleiben“. In: Ruhr Nachrichten (22.05.1997).

 

„Tapfere Bürger“. In: WAZ (24.05.1997).

 

„Für das alte Stadtbad gibt es keine Rettung“. In: Ruhr Nachrichten (29.05.1997).

 

„Abrißbirne droht dem Stadtbad“. In: WAZ (28.05.1997).

 

„Stadtbad hätte kultureller Treffpunkt sein können“. In: Ruhr Nachrichten (31.05.1997).

 

„Ein letzter Gruß am leeren Becken“. In: WAZ (16.05.1998).

 

„Ein würdiger Abschied für ein Kulturdenkmal“. In: Ruhr Nachrichten (1998).

 

„Bürger schauen zu: Abriß des Stadtbades“. In: WAZ (26.11.1998).

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Quellen der oben stehenden Fotos:

Weitere Informationen durch

Anklicken der Fotos.

Pressestelle der Stadt Bochum

Foto Hans H. Hanke

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